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Folgt auf autonomes Fahren autonomes Tagen?

Folgt auf autonomes Fahren autonomes Tagen?
Ein Kommentar von Gerrit Jessen

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann“ – diese Weissagung der Cree-Indi- aner lässt sich gut auf die Zukunft der MICE-Branche adaptieren, etwa so: Erst wenn die letzte LiveCom Agentur aufgibt, die letz- te Hotelkette den automa- tischen Check-In eingeführt hat und die letzte Tagung durch GoToMeeting ersetzt wird, werdet Ihr merken, dass man den Wert persön- licher Interaktion nicht er- setzen kann…

Ich glaube, soweit wird es nicht kommen. Im Gegenteil, die me Convention von Merce- des-Benz und SXSW zur IAA

zeigt eines klar: Es wird um- gedacht, spät aber vielleicht nicht zu spät. Die von Tesla ge- triebene Autoindustrie hat er- kannt, dass autonomes Fahren in Zukunft das seit über 100 Jahren bestehende Geschäfts- modell (Verkauf von teuren, individualisierten Autos) ablö- sen und ad absurdum führen wird. Denn, mal ehrlich: Wen interessiert noch der Marken- kern, wenn alle mit gleicher Geschwindigkeit von UBERau- tonom durch die Stadt gefah- ren werden?

So geht der Trend der Industrie vom Hersteller zum Communi- ty Builder, um sich als Lifestyle- und Mobility-Partner zu po- sitionieren. Sicher eine gute Strategie. Die Stadtbewohner von morgen wollen Mobility- on-demand, die perfekte Ver-

netzung von mobiler Infra- struktur und keine Autos mehr vor der Tür, sagt auch mein Sohn, 23, der in Hamburg lebt. Wenn aber in Zukunft nie- mand mehr Autos kauft, son- dern sie lediglich on-demand mietet, hat das auch Auswir- kungen auf unsere Branche: Keine Autoverkäufer mehr, keine Workshops, keine Incen- tives, keine Autopräsentatio- nen, weniger Bedarf an Agen- turen, Locations und Hotels. Auch die MICE Branche muss umdenken und sich neu positi- onieren. Weg vom Stigma der procurement-getriebenen all- zeit kurzfristig zu habenden Erfüllungsgehilfen, hin zu Part- nern auf Augenhöhe, die den strategischen Mehrwert von Live-Events für Unternehmen und Verbände verinnerlicht ha- ben und diesen klar artikulie-

ren und dokumentieren kön- nen.

Wir fragen sofort, was, wann, wo und wieviel? Operative Ab- wickler eben. Fragen wir in Zu- kunft öfter warum! Eine neue App – warum? Eine Twitterwall – warum? VR Brillen – warum? Wir planen unsere Jahreskon- ferenz – warum? Wenn es auf das Warum keine klare Antwort gibt, dann sind wir als strategi- sche Berater gefordert und müs- sen uns hier in Zukunft klarer als solche positionieren. Dann wird autonomes Tagen das bleiben, was es ist: ein Pardoxon.

Gerrit Jessen (CED CMM CMP) ist Geschäftsführer der GECO Communication & Management GmbH und Director Deutschland von Event Design Collective.